Interview mit Anne-Marie Bartsch

Unsere Interviewreihe „Warum Praxislernen? – für einen entscheidenden Schritt in Richtung Zukunft.“ bietet wertvolle Antworten unserer Praxislernen-Partner zu zentralen Fragen rund um das Thema Praxislernen.

Interview mit Anne-Marie Bartsch, Referentin für Berufliche Orientierung des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg.

1. Was sind derzeit die größten Herausforderungen für Schulen im Land Brandenburg bei der Beruflichen Orientierung von Schülerinnen und Schüler?

„Wachsende Komplexität und Unübersichtlichkeit der Bildungs- und Ausbildungswege sowie der Wandel in der Arbeitswelt erschweren die persönliche Orientierung und Entscheidung von Schülerinnen und Schülern zunehmend. Die Herausforderung für Schülerinnen und Schüler besteht auch gerade darin, sich in der Informations- und Angebotsflut zurechtzufinden. Hier können die Schulen bzw. Lehrkräfte eine wichtige Bewertungs- und Entscheidungshilfe sein. Gleichzeitig stellt die Informations- und Angebotsflut auch eine Herausforderung für die Lehrkräfte dar, die BO als Querschnittsaufgabe in ihren jeweiligen Fächern einzubinden. Neben der Information ist auch die Schaffung von Praxisnähe bei der Beruflichen Orientierung eine wichtige Aufgabe von Schule. Das Auffinden und Aufrechterhalten von Kooperationen mit Unternehmen sind dabei keinesfalls Selbstläufer und die Möglichkeiten hierfür regional sehr unterschiedlich. Das Land unterstützt die Schulen hierbei neben der Bereitstellung von Materialien vor allem über institutionelle Unterstützungsstrukturen und Anlaufstellen wie bspw. der Koordinierungsstelle Praxislernen beim Netzwerk Zukunft.“

2. Welche Potenziale bietet das Praxislernen den Schülerinnen und Schülern für die eigene Berufliche Orientierung?

„Wissenschaftliche Evaluationen bescheinigen vor allem kontinuierlichen Interventionen bzw. längerfristigen Aktivitäten mit einem hohen Praxisbezug einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Berufswahlkompetenz. Vor diesem Hintergrund sticht das Praxislernen als ein besonders wirksames Format hervor. Zentrale Erfolgsfaktoren des Praxislernens sind die konkreten Einblicke in die betriebliche Praxis, die Verknüpfung von Praxis und Unterrichtsinhalten, die bereits konzeptionell angelegt ist, und die damit einhergehende Vor- und Nachbereitung der betrieblichen Praxislernaufgaben im Fachunterricht sowie die regelmäßige Durchführung über einen längeren Zeitraum. Insgesamt ist das Praxislernen daher ein wertvoller Bestandteil des Maßnahmenkanons der Beruflichen Orientierung im Land Brandenburg.“

3. Welche Erfahrungen haben Sie mit Praxislernen gemacht?

„Schülerinnen und Schüler tun sich leichter, eine gutüberlegte Berufswahl zu treffen, wenn sie praktische Erfahrungen in Betrieben und Unternehmen machen. Brandenburg gestaltet die Berufliche Orientierung daher praxisnah und bedarfsgerecht und mit den Partnern vor Ort. Das Praxislernen ist dabei ein wichtiger Baustein. Es ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, praktische Tätigkeiten in realen Lebens- und Arbeitssituationen mit dem schulischen Lernen zu verbinden. Lehrkräften bietet sich mit dem Praxislernen die Möglichkeit konkreter Einblicke in die Betriebe und Arbeitsabläufe sowie mit der Entwicklung von Lernaufgaben die Möglichkeit der Reflexion, welche praktischen Themen der Arbeitswelt sinnvoll in den Unterricht integriert werden können.“

4. Was sind die wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Einführung und Umsetzung von Praxislernen?

„Vor der Einführung von Praxislernen heißt es ggf. auch Überzeugungsarbeit zu leisten. Überzeugungsarbeit auch gerade dahingehend Lernaufgaben zu entwickeln und die Chance des Praxislernens für die Schülerinnen und Schüler zu erkennen und zu nutzen. Das klingt im meist schon vollem Schul- und Berufsalltag zunächst nach einer zusätzlichen Belastung. Dabei stehen Schule und Unternehmen in der Einführung, Umsetzung sowie Aufgabenentwicklung nicht alleine da, sondern haben mit der Koordinierungsstelle Praxislernen einen starken Partner zur Seite. Daher mein Appell an die Schulen und Unternehmen, nutzen Sie die Expertise und vielfältigen Austauschformate in der Koordinierungsstelle Praxislernen und partizipieren Sie auch von den Erfahrungen bereits erprobter Praxislernschulen. Die PXL-Homepage bietet sich hier bspw. mit seiner Material- und Aufgabesammlung als ein guter Startpunkt an und gibt einen guten Überblick!“

5. Möchten Sie etwas ergänzen?

„Berufliche Orientierung kann Schule nicht allein leisten. Eine erfolgreiche Berufliche Orientierung braucht ebenso starke (regionale) Partner, die die Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg in die Berufswelt begleiten. Gemeint sind hiermit Eltern, Kooperationsbetriebe/-unternehmen, Projektpartner, regionale Bildungsträger sowie die Agentur für Arbeit und viele andere mehr. Auch hier kann das Praxislernen als förderlich für den Aufbau von Netzwerken und Kooperationen wirken.“

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